BRASILIEN/DEUTSCHLAND 2019, 90 Min, R: Helvécio Marins Jr., Portugiesisch

Querência spricht alle Sinne an, denn das Gesehene ist riech- und fühlbar. Und wer in ähnlichen Landstrichen wie der brasilianischen Pampa schon einmal Zeit verbracht hat, wird sich durch diesen Film dahin zurückversetzt fühlen. Man erinnert sich an die Gerüche, an sandige Wege, an das Licht und die Weiten, an die Abläufe des ländlichen Lebens. In diesem Film kommen die Rinderherden, aber auch die Energie einzelner Tiere, gepaart mit der Professionalität ihrer Reiter hinzu, die den Kinobesuch zu einem großen visuellen Erlebnis machen. Die Hauptfigur Marcelo ist ein ruhiger, romantischer Typ, der als Ansager der Rodeo-Shows Momente provinziellen Glamours und persönlicher Erfüllung erlebt. Ihm wurde übel mitgespielt, in seiner Obhut wurde Hunderte Rinder von der Farm gestohlen, aber darauf setzt der Film nicht seinen Fokus. Wohl aber auf Marcelos Bestimmtheit, daraus die Konsequenzen zu ziehen und seinen Job aufzugeben, auf den Alltag und auch auf den Blick, den die Landbevölkerung auf die Politik des Landes hat, von der sie und ihre Lebensbedingungen ja unmittelbar betroffen sind. Das Leben auf dem Land, die Leidenschaft für etwas wie dem Rodeo oder was es auch in den verschiedenen Regionen dieser Welt sein möge, übt einen großen Reiz aus. Der Film porträtiert dieses Leben, weit davon entfernt eine Idylle zu sein, und seine Bewohner mit großem Einfühlungsvermögen. Und der Kinobesuch entfacht einen bisher nicht gedachten Wunsch: Man möchte es einmal erleben, live, dieses Rodeo-Spektakel. R.B.

Foto: © Meni Scelco