Spanien 2019, 84 Min, R: Lois Patiño, mit Ana Marra, Carmen Martínez, Pilar Rodlos, Rubio de Camelle, auf Galicisch

Die Zeit steht still in Lois Patiños Lúa Vermella. Rubio ist verschwunden, das Meer hat ihn verschluckt, sein Körper ist verschollen und in seinem kleinen galizischen Fischerdorf hat das Leben angehalten. Keiner weiß, ob sich das, was passiert ist, gestern, vor 1000 Jahren oder in 100 Jahren zugetragen hat. Ein Aleph, in dem Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft aufeinandertreffen? Patiño zeigt in langen Einstellungen einen Dorfbewohner nach dem anderen, an seinem gewohnten Ort verharrend. Keiner bewegt sich und dennoch passiert etwas – etwas, von dem der Zuschauer zunächst allein durch die Tonspur erfährt. Hier hört man Schritte, Kuhglocken, Metall klirren. Bewegung allein durch Geräusche vermittelt. Und die Gedanken der Dorfbewohner. Sie kreisen um die Frage, was mit Rubio geschehen ist. Natur und Mystik haben darin gleichermaßen Platz und vermengen sich miteinander. Monster, Meer, Mond – alles ein- und dasselbe? Für Naturphänomene werden mystische Erklärungen gefunden. Oder andersherum? Immer wieder Bilder vom feuchten Grün der Landschaft, dem rauen Nass des Meeres und den Gesichtern der wenigen Menschen, die dort leben. Zwischen dem ruhenden Bild und dem bewegten Ton tut sich eine Differenz auf, die faszinierend ist und erst sehr spät und dann nur durch mystische Elemente gebrochen wird. Patiño macht deutlich, dass die galizische Mystik, die größtenteils der keltischen Kultur entspringt, noch heute sehr präsent ist und in Lúa Vermella eine Hauptrolle bekomen hat. LD