CHILE / KOLUMBIEN 2019, 96 Min, R: Joanna Reposi Garibaldi
Der Schriftsteller, Performancekünstler und Aktivist Pedro Lemebel war sicher eine der schillerndsten Figuren der chilenischen Kunstszene. Noch während der Diktaktur Pinochets trat er offen für die Rechte von Minderheiten ein und wählte die öffentliche Provokation als Mittel, um auf seine Themen aufmerksam zu machen.
Bis zwei Wochen vor seinem Tod durfte Filmemacherin Joanna Reposi Garibaldi Pedro Lemebel begleiten und in den Gesprächen wird deutlich, wie wichtig ihm einzelne Details waren. Er sorgte sich um die Ordnung der ausgewählten Dias und Bilder, die Musik und forderte Reposi Garibaldi immer wieder auf, nicht aufzuhören ihn zu filmen. Videos der Aufsehen erregenden Aktionen des Kollektivs „Yeguas del Apocalipsis“ oder der Teilnahme am Stonewall Festival in New York wechseln mit Bildern, die in Ausstellungen gezeigt wurden, entführen in das faszinierende und manchmal auch verstörende künstlerische Universum Lemebels. Dazwischen finden sich unheimlich zärtliche Momente, wie wenn er immer und immer wieder „Mi Mamita“ („meine Mami“) sagt, als er ein an die Wand projiziertes Bild von ihm und ihr betrachtet oder wenn er von seinem Vater erzählt, der trotz seiner Herkunft aus ganz einfachen Verhältnissen und naiv war, nie ein Problem mit dem Anderssein seines Sohnes hatte. So entsteht ein eindrückliches Portät des Künstlers, an dessen Ende man sich am liebsten sofort in die Lektüre von „Loco afán“ vertiefen möchte. H.S.
Wer mehr über das Kolletkiv „Yeguas del Apocalipsis“ erfahren möchte, dem sei ein Blick auf diese Webseite empfohlen: http://www.yeguasdelapocalipsis.cl/
Foto: © Gabriela Jara