BRASILIEN 2019, 70 Min, R: Gustavo Vinagre, Rodrigo Carneiro, Portugiesisch

Der Film lädt in Marcelos Haus in San Pablo ein, in dem er umherläuft, und während er beiläufig Kaffee kocht, erzählt er von verschiedenen Erlebnissen, die sein Leben geprägt und ihn zu der Person gemacht haben, die er heute ist. Er demonstriert uns verschiedene Handlungen, die er routinemäßig durchführt und die sein Sexualleben betreffen. Die ihn außerdem zu der Person werden ließen, in die er sich nach den Befürchtungen seiner Großmutter niemals verwandeln sollte. Marcelo lässt uns in seine Persönlichkeit eintauchen, die von einer Mischung aus Fetischen und Spuren einer sehr komplexen Vergangenheit bestimmt ist. Er verbringt gerne Zeit zu Hause, wo er nicht nur sich selbst analysiert, sondern auch über die Vergangenheit, die reges Interesse in ihm weckt, da er sich daran erinnern kann, vor seiner Geburt schon andere Menschenleben durchlaufen zu haben, darunter das des deutschen Dichters Novalis, der sein Leben lang auf der Suche nach einer blauen Rose war.
Der Film folgt seinen Worten und Bewegungen durch das Haus und gleitet von einem Moment zum anderen in seine Erinnerungen an die vorherigen Leben über, die bühnenmässig in Szene gesetzt werden. Der Film und so auch das Leben von Marcelo pendeln beständig zwischen tiefgründigen Lektüren, Ideen und Theorien und seinen sexuellen Erlebnissen, durch die er seine eigene Art zu handeln und zu leben entdeckt, hin und her.
Die eigenen Geschichte und die möglichen Vergangenheiten werden hart hinterfragt. Im Mittelpunkt steht die Ausübung der Selbstreflexion, die Marcelos Charakter ausmacht und ihn zur Identifikationsfigur für das Publikum macht, ganz unabhängig davon, ob es die Erfahrungen mit ihm teilen kann oder nicht.

© Carneiro Verde