Wie trug sich im Jahr 1904 der Tod des Bubi-Königs Ësáasi Eweera in Äquatorialguinea zu? Dieser Frage widmet sich der spanische Regisseur Javier Fernández Vázquez auf dokumentarische Art und Weise in seinem Film ‚Anunciaron tormenta (A storm was coming)‘.
Im Jahr 1904 war Äquatorialguinea spanische Kolonie. Der König der Bubi, ein Volk der äquatorialguineischen Insel Bioko, Ësáasi Eweera, und seine Gefolgsleute leisten Widerstand gegen die spanische Besatzung. Ësáasi Eweera wird gefangen genommen und in die Hauptstadt Santa Isabel, dem heutigen Malabo verschleppt. Er ist dort im Gefängnis und im Krankenhaus. Soweit sind sich alle einig. Was sonst geschehen ist und wie Ësáasi Eweera umgekommen ist, da gibt es verschiedene Ansichten. Javier Fernández Vázquez stellt offiziellen Dokumenten der spanischen Besatzer kollektive, oft mündlich überlieferte Erinnerungen der Bubi gegenüber, die die spanische Version in vielerlei Hinsicht bloßstellen. Er lässt die spanischen Dokumente in einem Studio von verschiedenen Schauspielern vorlesen. Sie sind alle von hinten zu sehen. Stimmen bubischer Ureinwohner werden über Aufnahmen aktueller äquatorialguineischer Landschaft und Gebäude gelegt. Sie erzählen ihre Version der Ereignisse. Sie berichten von Hungerstreik, verschollenen Gefährten und dem Mord an Ësáasi Eweera. Davon, dass Schulkindern stinkende Schnecken um den Hals gehängt wurden, wenn sie statt Spanisch Bube sprachen. So wird den aus spanischen Archiven stammenden Dokumentationen die wenig gehörten Stimmen und Erzählungen der Bubi gegenübergestellt und Gewicht verliehen. Zwischen langen Ein- und Ausblenden sind Originaldokumente, Fotos und ein Filmauschnitt aus der Kolonialzeit zu sehen.
Javier Fernández Vázquez‘ Film ist eine Collage verschiedenster Stimmen, Bilder und Meinungen, unter denen die der Bubi besonderes Gewicht bekommt und dem Zuschauer Nahe ist. Er ist außerdem eine Flut an Daten, Informationen und Namen. Die Frage danach, wie Ësáasi Eweera gestorben ist, wird nicht endgültig beantwortet. Die Antwort der spanischen Kolonisatoren kann als solche eigentlich nicht bezeichnet werden. LD