Dominik. Republik / Argentinien / Mexiko 2019, 90 Min, R: Laura Amelia Guzmán, Israel Cárdenas, Span., Engl., Franz.
Jean-Louis Jorge (1947–2000) war ein dominikanischer Filmemacher und Verfasser eines sinnlichen und grenzüberschreitenden Œuvres. In seiner Heimat wurde er verehrt, dem Rest der Welt blieb er weitgehend verborgen. Der Film widmet sich diesem kaum bekannten Helden und taucht in sein Universum ein.
Die alternde Punkdiva Vera (gespielt von Geraldine Chaplin) kommt nach Santo Domingo, um die Regie bei einem Filmmusical namens „La fiera y la fiesta“ zu übernehmen; ein unvollendet gebliebenes Projekt ihres geliebten verstorbenen Freundes Jean-Louis Jorge. Sie wird von zwei weiteren alten Freunden empfangen, dem Produzenten Víctor und dem Kameramann Martín. Das Trio hat die goldenen Jahre der Jugend als Künstlertruppe gemeinsam verbracht. Henry, Veras treuer Choreograf (gespielt von Udo Kier), schließt sich ihnen an. Vorbereitungen und Drehbeginn werden von zahlreichen glamourösen Parties begleitet, aber auch Konflikte und der Tod suchen die Produktion heim.
Durchdrungen von einer lüstern-tropischen Atmosphäre, ist die siebte Co-Regiearbeit von Laura Amelia Guzmán und Israel Cárdenas eine furchtlose und eloquente Meditation über das Altern und die Freuden des Fleisches.
© Berlinale
Staralarm auf der Pressekonferenz zum Film – der ersten Produktion aus der Dominikanischen Republik überhaupt, die auf einer Berlinale gezeigt wird:
Nach minutenlangem Blitzlichtgewitter für die beiden prominenten Hauptdarsteller*innen Geraldine Chaplin und Udo Kier formulierten beide im Gespräch ihre große Anerkennung und herzliche Begeisterung für die Arbeit der beiden Filmemacher*innen Laura Amélia Guzmán und Israel Cárdenas. Bereits für ihren gemeinsamen Film Sand Dollars (2014) stand Geraldine Chaplin vor der Kamera. Ihre Figur der Vera habe für sie etwas von Alice im Wunderland, fügte Chaplin hinzu. Die Zeit scheint einerseits stehen geblieben zu sein, anderseits aber schaut man in den Spiegel (oder den Ausweis) und muss feststellen, wie sehr man selbst und der eigene Körper gealtert sind.
Laura Amelia Guzmán, die am Vortag auch an der Podiumsdiskussion zur Rolle transatlantischer Koproduktionen für das lateinamerikanische Kino im Ibero-Amerikanischen Institut teilgenommen hatte, erzählte wie die Idee zum Film entstand und offenbarte dabei auch, dass Jean-Louis Jorge ihr Onkel war. Vor einigen Jahren entdeckte sie seine Geschichte dank Luis Ospina, einem Freund und Weggefährten von Jorge, der sich nach dessen Tod im Jahr 2000 der Bewahrung seines filmischen Erbes widmete. Ein Großteil davon fiel gleichwohl der Feuchtigkeit und dem tropischen Klima zum Opfer, so dass in der Dominikanischen Republik heute kaum mehr etwas davon übrig geblieben ist. Im Film spielt Ospina die Figur des Kameramanns Martín und damit praktisch sich selbst. Er ist einer von vier Hauptfiguren, die Freunde Jean-Louis Jorges‘ verkörpern aus den unterschiedlichen Zeiten und Stationen in Los Angeles, Paris und Santo Domingo.
Nach seinem gewaltsamen Tod, der nie aufgeklärt werden konnte, habe sich ein Schatten auf die Figur Jean-Louis Jorges gelegt, so Guzmán; mit diesem Film wollten sie das Licht um ihn und sein Schaffen zurückbringen, das für viele Kollegen und Weggefährten Inspiration und Vorbild war.
>> Video-Stream der Pressekonferenz zu La fiera y la fiesta <<